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Eine Heimatsgeschichte. I.

9. 6. 2011

Eine Heimatsgeschichte.

Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes.

Von Obertierarzt Josef Schmidt (Einsiedl).

„Was du ererbt von deinen Vätern,
Erwirb es, um es zu besitzen“.
          (Schiller)
 

Wer seine Heimat lieben will, der muß sie erst kennen lernen; der muß, wissen, was auf dem Stück Land, das seine Heimat ist, die vor ihm hier lebenden Geschlechter alles durchmachen und schaffen mußten, bis der traute Heimatsort so wurde, wie er heute ist. Wenn wir die Geschichte unserer Heimat, den Ursprung und die Entstehung von diesem und jenem Gebäude, Flurnamen, Denkmal, Ruine usw. kennen, werden wir alles mit ganz anderen Augen schauen und mit tieferem Sinn betrachten als' sonst Manches, das uns wertlos schien, wird uns jetzt wertvoll und lieb werden Mögen sich überall Männer finden, welche die Geschichte ihrer engeren Heimat in kurzer, Volkstümlicher Form niederschreiben, damit die nachfolgenden Geschlechter wissen, welch Riesensummen vor Arbeit, Kampf und Sorge die vor uns leisten mußten, daß sie das Stück deutschen Heimatlandes deutsch und frei hinterlassen konnten.

*

Wie die Sage berichtet, verdankt Einsiedl seine Entstehung , einem deutschen Prinzen namens Siardus, der sich um das Jahr 1195 in der Nähe des Mühlbaches, 1200 Meter westlich vom heutigen Städchen Einsied, ein Haus und ein Kirchlein erbaute sich sich hier als frommer Einsiedler niederließ, Angehörige und Landsleute dieses Einsiedlers haben sich in der Nähe, also auf der Stelle wo heute die Stadt Einsiedl steht. angesiedelt. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß hier vordem schon eine kleine tschechische Ansiedlung gewesen ist, denn das Teplerland gehörte damals einem reichen Vladiken, namens Hroznata und in einer Urkunde vom Jahre 1273 wird Einsiedl „Heremita Mnehow“ genannt, was auf deutsch so viel wie ,,Einsiedelei Mnehow“ heißt Die Burg der ersten Besitzer von Einsiedl stand auf jener Stelle, wo heute das Haus und Garten Nr. 104 und die angrenzenden zwei Scheunen stehen. Dieses Haus führte noch vor hundert Jahren den Namen „Frohnfeste“. Die Burg war von einem breitem, tiefen Wassergraben umgeben, von dem heute, noch ein Teil in Form eines Teiches erhalten ist. Den Besitzern von Einsiedl gehörte damals auch ein großer Meierhof, dessen Gebäude dort standen, wo heute die Häuser Nr. 17 und 18 stehen.

In jener Zeit, als sich hier der fromme Deutsche. Siardus, als Einsiedler niederließ, gründete der oben genannte Vladyke Hroznata, im Jahre 1193 das Stift Tepl, benannt nach der in der Nähe befindlichen Burg und Ortschaft Tepl, deren Gründung noch in die heidnische Zeit, bis in das siebente Jahrhundert n. Chr. zurückreicht. Die Ansiedlung frommer Mönche als Einsiedler, die Gründung von Mustern (Stift Tepl, Stift Waldsassen u. a. m.) und die Herbeiziehung christlicher deutscher Ansiedler nach Westböhmen im Anfang des zweiten Jahrtausend, hängt mit der planmäßigten Ausbreitung des Christentums vom deutschen Westen nach dem slavischen Osten zusammen. Die ersten Germanen, welche das Christentum annahmen, waren eine Schar Westgothen in Südungarn im Jahre 360. Erst 140 Jahre später, im Jahre 500, ließ sich der erste germanische König Chlodwig, taufen und führte das Christentum in seinem Frankenreiche ein In Beiern und den übrigen deutschen Ländern verbreitete zweihundert Jahre später, anfangs des achten Jahrhunderts, der deutsche Mönch Winfrid, genannt Bonifatius, das Christentum. Nur die Sachsen wollten noch nicht von ihrem germanischen Götterglauben lassen. Erst Karl der Große hat um das Jahr 800 auch die Sachsen gezwungen, das Christentum anzunehmen. Damals ist viel deutsches Blut geflossen. Die gelmanischen Sachsen empörten sich immer wieder gegen die christlichen Herren, bis Karl der Große einmal bei Verben an der Aller über 4000 Sachsen hinrichten ließ. Von den Deutschen wurde dann das Christentum zu den heidnischen Tschechen und Polen gebracht. Im Jahre 845 sind in Regensburg die ersten tschechischen Häuptlinge ans Böhmen getauft worden, unter welchen auch der Vladyke von Tepl gewesen sein soll. Erst 130 Jahre später, im Jahre 975, konnte in Prag der erste Bischof, der Sachse Dietmar, einziehen. Mit der Taufe der Häuptlinge und dem Einzug des Bischofs in Prag war das heidnische Volk noch lange nicht vorkommen christlich gemacht. Um dies zu erreichen, mußten fromme Mönche unter das Volk gehen und durch Beispiel und Wort die neue Lehre Christi verbreiten; es mußten auch in Böhmen Klöster und Kirchen gegründet werden und es wurden christliche Deutsche in das Land gerufen, wo sie teils neue deutsche Dörfer und Städte gründeten, wilden Boden urbar machten, oder sich in schon bestehenden tschechischen Dörfern niederließen. Damals kamen in unsere heutige Heimat deutsche Bauern, Gelehrte, Künstler, Handwerker und Bergleute; gab es doch in jener Zeit im Teplerlande viele Bergwerke, so das Zinnbergwerk bei Rauschenbach, das Goldbergwerk „im Eichenwalde Hag“ bei Einsiedl (rechts an der Straße Einsiedl-Oberhammer am Fuße des Roßler sieht man dort unterhalb der Waldquelle eine breite Mulde; dies ist ein verfallener Schacht dieses Bergwerkes); das Silberbergwerk bei Sangerberg, die Zinn- und Silberbergwerke bei Lichtenstadt u. a. m.    (Forts. folgt)

SCHMIDT, Josef: Eine Heimatsgeschichte. Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes. I.
In: Deutsche Landpost, Jahrg. 2, Nr. 151, 9.7.1920, S. 2
 

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