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Eine Heimatsgeschichte. III.

9. 6. 2011

Eine Heimatsgeschichte.

Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes.

Von Obertierarzt Josef Schmidt (Einsiedl).

III.

Die betrunkene Rotte kehrte dann zum Abte in dessen Zimmer zurück und forderte jetzt von ihm die Aufhebung der Leibeigenschaft und des Zehents, die Nutznießung der Wälder und Teiche u. a. m. Als der Abt ablehnte, drohte die Menge, ihn aus den Fenster hinab in den Hof zu werfen. Peter II. schrie aus Leibeskräften um Hilfe, da er vom Fenster aus Bauern aus dem Einsiedler und Witschiner Kirchspiel herankommen sah; diese eilten denn auch, mit Gabeln, Senfen, Stöcken und anderen Waffen versehen, in den Stiftshof und vertrieben die ausständischen Tepler. Abt Peter II. war gerettet. Die Tepler wurden für ihren Uebermut strenge bestrast Sechs, ans der angesehenen Sippe Wolfgang stammende Männer, wurden auf der „12-Apostel-Höhe“ bei Tepl enthauptet. Sechzig Teilnehmer an dem Aufstande mußten mit Ketten an den Füßen, dem Stifte durch eine Woche Schnitterarbeit verrichten; während dieser Zeit bekam jeder anstatt eines Nachtmahles zehn Stockprügel. Einige zwanzig Frauen wurden ausgepeitscht. 24 Jungmänner wurden als Rekruten nach Ungarn verbannt, zuvor be kam jeder als „Reisegeld“ fünfundzwanzig Stockprügel. Ueber 100 Tepler wurden mit Stricken um den Hals in den Klosterhof geführt, wo sie den Abt kniend um Verzeihung bitten mußten.

Abt Peter II. starb bald nach diesem Strafgerichte, anfangs 1526. Sein Nachfolger, Abt Anton, verlieh den Einsiedlern im Jahre 1326 für ihre Hilfeleistung verschiedene Reche, so unter anderen das Recht eigene Stadtbücher zu führen und den Stadtrat ganz aus seiner Mitte zu wählen. Bis zu dieser Zeit mußte nämlich der Stadtrat zur Hälfte ans Einsiedl, zur Hälfte aus Rauschenbach besetzt werden. Der erste Stadtrat der Stadt Einsiedl bestand damals aus den vier Bürgermeistern. namens Bauer, aus acht Gemeindeältesten und einem Stadtschreiber, welcher in Einsiedl bis zum Jahre 1718 gleichzeitig auch das Amt eines Schullehrers bekleidete. Von 1620 bis 1790 war dem Magistrat neben dem Stadtschreiber auch ein Stadtrichter zugeteilt und von 1790 bis 1848 trat an Stelle des Stadtrichters ein geprüfter Rat (Advokat) Dieser „regulierte Magistrat“ bestand unter anderen aus dem Bürgermeister, dem 1. geprüften Rat, nus den 2. und 3. unqeprüften Räten und dem Stadtschreiber. Nach der schonen, schwungvollen Schrift der Stadtschreiber in den alten Stadtbüchern von 1526—1720 zu urteilen, sind diese Stadtschreiber wohlgebildete Leute gewesen. Der letzte Stadtschreiber, welcher in Einsiedl zugleich Schullehrer war, hieß Johann Josef Hubl. Nach Peter Christls Geschichtsbuch von Einsiedl gab es 1824 in Einsiedl nur mehr neun Sippen, deren Namen noch vor die Zeit der Anlegung des ersten Stadtbuches zurückreichten, u. zw. die Namen: Zeidler, Dietl, Putz, Tremel, Utschig, Seitz, Müller, Hainicka und Helm; die Namen der Sippen Häupter, Schurwonn, Guba und Schöppl findet man hingegen in den Stadtbüchern gleich nach deren Anlegung im Jahre 1526. Seit dem Jahre 1824 bis heute (1920) sind von den oben genannten Sippennamen in Einsiedl auch noch erloschen: Tremel, Müller, Helm und Häupler. So wie die Sippen im Laufe der Zeit wechselten oder erloschen, wechselte auch der Wohlstand der einzelnen Bürger. So wird um das Jahr 1730 Johann Simon als der wohlhabendste Bürger genannt, dieser wohnte im Hause Nr. 14, und gehörten ihm außerdem noch die Häuser Nr. 15, 30, 38 und 46. Um das Jahr 1780 war dagegen Christof Albl, Nr. 117, der vermögendste Mann in der ganzen Gegend. Desgleichen waren Ende des 18. Jahrhunderts Pöpperl, Nr. 25, Helm, Nr. 16, Christl, Nr. 22, Utschig, Nr. 68, u ä. wohlhabende Sippen in Einsiedl, deren Vermögen sich heute längst in ganz anderen Händen befindet. Bemerkenswert war der religiöse Sinn der Einsiedler, welcher sich unter anderem auch dadurch kundgab, daß viele Eltern ihre Kinder dem geistlichen Berufe zuführten. Peter Christl nennt in seinem Geschichtsbuche vom Jahre 1820 nicht weniger als 37 Namen von Einsiedler Priestern und Nonnen innerhalb einer Zeit von 60 Jahren. Unter diesen war auch Raymund Hubl, Abt des Stiftes Tepl von 1791—1801. Raymund Hubl war der Sohn des Einsiedler Stadtschreibers Johann Josef Hubl (1721—1770 Stadtschreiber). Während sich der Vater um Einsiedl sehr verdient gemacht hatte, hat sich dessen Sohn, Raymund, als Abt nur unbeliebt gemacht. Abt Hubl benahm sich gegen seine hierorts lebenden Verwandten und seine Vaterstadt keineswegs lobenswert. Als eine seiner beiden in Armut lebenden Schwestern längere Zeit schwerkrank darniederlag und den reichen Bruder um eine Unterstützung bat, schickte ihr dieser 12 Aepfel. Die hiesige Brauerei zwang er, an das Stift größere Abgaben als sonst zu leisten und dem Magistrat gab er den Auftrag, er solle den Einsiedler Fleischern das Schlachten verbieten und die Einsiedler veranlassen, das Fleisch nur vom Stifte zu kaufen. Als Abt Hub! starb (1801) hinterlies er dem Stifte ein großes Vermögen — Hingegen haben in jener Zeit die Priester Franz Putz und Baltasar Dietl für ihre Einsiedler Verwandten und Vaterstadt alles getan, was in ihren Kräften Lag.

SCHMIDT, Josef: Eine Heimatsgeschichte. Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes. III. In: Deutsche Landpost, Jahrg. 2, Nr. 155, 14.7.1920, S. 2
 
 

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