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Eine Heimatsgeschichte. VI.

9. 6. 2011

Eine Heimatsgeschichte.

Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes.

Von Obertierarzt Josef Schmidt (Einsiedl).

VI.

Im Jahre 1742 kam auf der Flucht von Prag (erster schlesischer Krieg) ein Teil der von den Oesterreichern geschlagenen französischen Armee, 8000 Mann, meist berittene Truppen, nach Einsiedl, um hier Rasttag zu halten und in dieser Zeit Mann und Roß auf Kosten der Einsiedler Bürger zu verpflegen. Da ging der Bürger Josef Uhl, vom Haus Nr. 98, in der Richtung Tepl zur Stadt hinaus, verweilte dort einige Stunden auf den Feldern, kam bann in die Stadt gelaufen und verbreitete unter Jammern und Schreien die Nachricht, daß er nach Tepl gehen wollte, am Wege dorthin mit den Oesterreichern zusammenstieß und von diesen ganz ausgeraubt wurde. Die Oesterreicher kämen ln großen Massen angerückt. Diese Nachricht setzte die Franzosen in solchen Schrecken, daß sie schleunigst zusammenpackten und flüchteten. In der Eile haben sie in Einsiedl verschiedene Sachen, darunter einige Pferde und auch mehrere schwerkranke Soldaten und mitgeschleppte Geiseln zurückgelassen. Die Soldaten, welche hier starben, wurden unterhalb Einsiedl auf einer Wiese begraben, von den Geiseln starben hierorts Graf Philipp Kolowrat und Graf Joachim Bachta, die in der Kirchengruft beigesetzt wurden. Josef Uhl hat damals Einsiedl vor viel Schaden bewahrt, machten doch die Franzosen schon in der kurzen Zeit ihres hiesigen Aufenthaltes einen Schaden von 3597 Gulden, nach dem damaligen Geldwert eine sehr große Summe.

Im Jahre 1747 erhielt Einsiedl vom Stifte Tepl das Recht, Branntwein zu brennen.

Das Recht, Bier zu brauen, bekam Einsiedl schon im Jahre 1493 von König Wladislaus. In früheren Zeiten braute jeder Brauberechtigte selbst auf eigene Rechnung; alle zusammen durften um das Jahr 1700 jährlich nur 154 Faß Bier brauen. Kaiser Josef II. ordnete dann an, daß die Brauereien verpachtet werden und lediglich der Gewinn oder Verlust auf die Brauberechtigten aufgeteilt wird. Das Einsiedler Brauhaus war damals das Gebäude jetzt Feuerschupfen) unterhalb des Hauses Nr. 88. Im Jahre 1816 tauften die brauberechtigten Bürger das Haus Nr. 117 und bauten dorthin die Brauerei, wo selbe heute noch steht. Es waren 95 Anteile oder Braurechte. Am 3. Ernting 1887 brannte das Brauhaus samt Nebengebäuden nieder. Die brauberechtigten Bürger bauten zwar das Brauhaus wieder auf, mußten jedoch zu diesem Bau gegen 40.000 Gulden leihen, wodurch die Braurechte entwertet und' von den Besitzern um billiges Geld verkauft wurden. Die Braurechte kauften damals die Herren Johann Stadler und' Sohn, Franz, einerseits und Herr Wilhelm Christl anderseits zusammen, denn jede dieser zwei Parteien wollte in den Besitz des Brauhauses kommen. Schließlich bekamen Johann Stadler und Sohn über die Hälfte aller Braurechte und waren nun, da jedes Braurecht eine Stimme zählte, bei allen Geschäften und Abstimmungen maßgebend. Wilhelm Christl sah sich schließlich gezwungen, seine Braurechte an Johann Stadler und Sohn zu verkaufen und damit kam die Brauerei ganz in die Hände der Herren Stadler. In dem Buche Peter Christls steht vor Seite 631 auf einem Ergänzungsblatte mit zitternder Hand geschrieben: „Die Herren Stadler haben es durch unablässige Neckereien so weit gebracht, daß ich ihnen im Jahre 1898 meine Braurechte samt meinem unterhalb der Brauerei stehenden Hause samt Grundstücken um 48.000 Gulden verkaufte. Geschrieben im 83. Lebensjahre, am 26. Mal 1900. Wilhelm Christl.“ — Unter den neuen Besitzern wurde die Brauerei immer besser ausgebaut und vergrößert. — Im Jahre 1908 erzeugte die Brauerei bereits 16.000 Hektoliter Bier.

Im Jahre 1752 machten alle Gemeinden des Tepler Stiftsgebietes, mit Ausnahme der „treuen Einsiedler“, welchen Ehrennamen die Einsiedler seit der Befreiung des Abtes Peter II., im Jahre 1525, vom Stifte Tepl erhielten*) und mit Ausnahme von Witschin und Czihana, ein Bittgesuch um Nachlaß der Leibeigenschaft. Die Folge davon war, daß die Tepler den Prälaten wegen dieser „Frechheit“ um Verzeihung bitten mußten, daß 24 Tepler Bürger nach Prag abgeführt wurden und der Verfasser der Bittschrift 14 Tage im Arrest sitzen mußte. — Die Leibeigenschaft blieb, bis sie erst Kaiser Josef II. aufhob, ja sie blieb auch nachher noch teilweise bis zum Jahre 1848, wo es erst der Bauernbefreier Hans Kudlich durchsetzte, daß die Bauern gänzlich von den Herrschaften befreit wurden. Die zähe Bauernkraft und der feste Bauernwille haben nach sechshundertjährigem Kampf und Knechtung endlich gesiegt und dem Bauernstande die Freiheit geschaffen. —

Während des siebenjährigen Krieges (1757—1763) hatte Einsiedl dreimal Einquartierungen preußischer Truppen. In dem Jahre 1759 starben damals hierorts 40 preußische Soldaten, welche an der Stelle, wo 1742 schon einige französische Soldaten begraben worden waren, nämlich links an der Straße Einsiedl—Oberhammer, dort wo der Weg auf den Geierspiel abzweigt, in einem Massengrabe bestattet wurden Im Jahre 1796 wurde bei diesem deutschen Soldatengrabe schon zum drittenmal ein schlichtes Grabkreuz errichtet, das heute noch dort steht.

Kaiser Josef II. bewilligte der Stadt Einsiedl die Abhaltung von vier Viehmarkten im Jahr. Kaiser Karl VI. verlieh am 28. Ostermond 1738 der Stadt Einsiedl das Recht, allwöchentlich am Donnerstag einen Getreidemarkt abzuhalten, welcher aber erst im Jahre 1738 am Gründonnerstag eröffnet wurde. Das Getreide brachten vorwiegend die Bauern aus der Weseritzer Gegend. Der Getreidemarkt ist jedoch im Laufe der Zeit wieder eingegangen, da die Weseritzer Bauern ihr Getreide lieber am nahen Markt in Tepl verkauften, der dort jeden Mittwoch stattfand.

Das jetzige Schulhaus wurde 1795 gebaut. Vorher stand auf dieser Stelle ein hölzernes Schulhaus, das im Jahre 1664 gebaut worden war.

*) Dieser Ehrentitel wurde 1731 von Abt Raymund Hubl, eines Einsiedler-Ortskindes verboten.

Richtigstellung. In der Forsetzung III der Geschichte der Stadt Einsiedl soll es in der zweiten Spalte richtig lauten: Der eiste Stadtrat der Stadt Einsiedl bestand aus den vier Bürgermeistern, namens Bauer, Hainicka, Schuster und Bergmann.

SCHMIDT, Josef: Eine Heimatsgeschichte. Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes. VI. In: Deutsche Landpost, Jahrg. 2, Nr. 159, 18.7.1920, S. 2
 

 

 

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