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Eine Heimatsgeschichte. VII.

9. 6. 2011

Eine Heimatsgeschichte.

Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes.

Von Obertierarzt Josef Schmidt (Einsiedl).

VII.

Das Recht, Gericht zu halten, hatten die Herren von Einsiedl schon unter den Besitzern Tullinger (1397). Im Jahre 1528 wurden in Einsiedl 6 M3nner wegen des Totschlages eines Schneiders enthauptet, darunter auch einer aus der Sippe Zeidler. — Am 6. Brachmond 1567 wurde Andreas Gläser wegen Diebstahls mit dem Strang am Galgen gerichtet. — Um 9. Ostermond 1627 wurde Simon Pürner, Schmied in Einsiedl, wegen Verehelichüng mit zwei Frauen, einer Katharina Weidinger aus Tulln, und einer Wallpurga Schweitzer aus Einsiedl, die beide am Leben waren, und wegen Fluchtversuch, am Galgen hingerichtet. — In dem im Einsiedler Stadtarchiv befindlichen „Peinlichen Gerichts- und Waisenbuch Anno bis 1781“ ist seiner zu lesen, daß 1674 in Einsiedl „hochpeinliches Halsgericht“ gehalten wurde über Hans Polz vom Hof, weil er ein Pferd gestohlen und dann dem Mathias Pimpl in Kschiha verkauft hat. Das Urteil lautet: „...zu Recht, daß er an dem lichten Galgen mit Strang oder Kette vom Leben zum Tod soll gerichtet werden, anderen zum Abscheu von Rechtswegen.“ — Im Jahre 1715 wird der in Einsiedl verhaftete Johann Christof Mitscheling wegen Diebereien zum Tode verurteilt, jedoch „zur wohlverdienten Strafe an drey Markttagen mit einem Strickh am Hals Jedes mahl vier stundt lang an den Pranger vorzustellen, hiernach mit den Tauppenschlagen zu belegen und aus dem Königreich Böheimb und dessen incorporierten Ländern gegen Verlust seines Halses auf ewig zu verweisen“, begnadigt. —

Im Jahre 1731 wird der Beamte Mathias Egerer aus Royau, weil er seine Ehegattin mit Gift töten wollte, „anderen zum Abscheu, Ihn über zur wohlverdienten straff durch das Rad von oben hinab zum Todt hinzurichten, den Körper aber in das Rad Einzuflechten und also in die Luft auszutollen“, verurteilt. Mathias Egerer wurde jedoch auf Fürbitte seiner Frau mit Zuschrift „ob dem Kgl. Prager Schloß“ vom 15. Hartung 1732 zu sechsjähriger gemeiner Zwangsarbeit begnadigt. — Am 9. Hornung 1640 wurde sogar die Strafe an einer Leiche vollzogen. Ein Bürger, namens Schürhaß, Hatte sich aus Verzweiflung aufgehängt. Der Leichnam wurde nicht begraben, sondern beim Halsgerichte (Galgen) zu Asche verbrannt. — Als Richter amtierten immer zwölf Mann aus den Städten Einsiedl, Tepl, Neumarkt ober Plan. Im 16. und 17. Jahrhundert gehörten zum Gerichte in Einsiedl die Dörfer Rauschenbach, Royau, Kschiha. Pfaffengrün, Paslas und Klein-Sangerberg.

Der Einsiedler Galgen stand rechts der Straße Einsiedl—Tepl, 414 Schritte von der Josefstatue (an der Marienbaderstraße, wo die Teplerstraße einmündet) entfernt. Dieser Flurteil wird heute noch „Der Galgen“ benannt. Die Hingerichteten wurden in der Nähe des Galgens begraben; an dieser Stelle steht heute ein massives einfaches Kreuz aus Stein, dessen Alter unbekannt ist. Im Jahre 1777 wurde der Galgen von dort weg in die Nähe des Garberhölzl, oberhalb der Siardsmühle verlegt und im Jahre 1790 ganz aufgelassen, nachdem von nun an schwere Verbrecher bei den Kreisgerichten abgeurteilt werden. — Der Einsiedler Pranger ist heute noch zu sehen; es ist dies die halbrunde große Steinplatte, welche links beim Haupteingang zum Rathaus aus der Rathausmauer vorspringt. Oberhalb dieser Steinplatte ist ein Ring eingemauert, an welchem die am Pranger ausgestellten Personen angebunden wurden. — Außer dem Galgen und Pranger waren in Einsiedl noch zwei besondere Strafplätze. Das Hurrenhaus, welches bei dem Brunnen am Marktplatze stand. Dasselbe sah wie ein großer Vogelkäfig aus und wurden da hinein Mädchen gesperrt, welche einen unsittlichen Lebenswandel führten, insbesondere solche, welche außerehelich schwanger wurden. Diese Strafhandlung wurde im Jahre 1742 abgeschafft. — Der zweite Strafplatz bestand in einem Korb, der an vier Ketten auf vier Pfählen über dem Röhrlasten am Markte hing. In diesen Korb wurden unredliche Geschäftsleute, als Fleischer, Bäcker, Seifensieder n. a. gesetzt, wenn sie schlechte Ware oder ein zu niederes Gewicht an die Kunden verkauften Dieser Korb wurde im Jahre 1770 abgenommen. —

Um das Jahr 1797 wurde von Pfarrer Norbert Wagner und Josef Zeidler Nr. 4, das Einsiedler Jäger-Korps gegründet, welches 30 Gewehre und 15 Spielleute zählte. Unter Hauptmann Rudolf Christl bekam das Jäger-Korps im Jahre 1878 von Kaiser Franz Josef I. das Privlegium, daß die Offiziere goldene Abzeichen tragen und auf der Fahne der österreichische Doppeladler geführt werden dürfe.

Die Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1876 gegründet, nachdem vorher bloß die allernotwendigsten Feuerlöschgeräte vorhanden waren, welche im Notfalle von den .Bürgern verwendet wurden.

Die Anfänge des ersten Postamtes in Einsiedl reichen in das Jahr 1840 zurück, wo in Einsiedl eine Postablage errichtet wurde. Im Jahre 1850 wurde dann ein Postamt errichtet. Der erste Postmeister war Johann Dittrich. Einsiedl war nämlich von allen Verkehrsstraßen abgelegen. Die Straße Marienbad—Karlsbad über Einsiedl, Grün, Petschau wurde erst 1830 bis 1833 gebaut, jene von Tepl nach Einsiedl im Jahre 1844 und die Straße Einsiedl—Sangerberg erst im Jahre 1853. Die Bahn Marienbad—Karlsbad wurde erst 1898 in Betrieb gesetzt. Bis zum Jahre 1840 ging deshalb nur wöchentlich zweimal ein Postbote von Einsiedl nach Plan, die Briefe aufgeben und Briefe und Zeitungen abholen. Der Postbote bekam von der Gemeinde im Jahr zwei Strich Getreibe und zehn Gulden; vom Staate 16 Gulden; außerdem bekam er für jeden Brief zwei Kreuzer Zustellungsgebühr. Letztere Gebühr bekam der Postbote auch dann noch, als schon das Postamt errichtet war, bis. zum Jahre 1900. Das Telegrafenamt wurde im Jahre 1865 errichtet.

SCHMIDT, Josef: Eine Heimatsgeschichte. Aus der Geschichte der Stadt Einsiedl bei Marienbad und des Teplerlandes. VII. In: Deutsche Landpost, Jahrg. 2, Nr. 160, 20.7.1920, S. 2
 
 

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