2. Fortsetzung: Rechte, Märkte:
Einsiedl bei Marienbad in alter Zeit
(2. Fortsetzung)
Rechte, Märkte:
Im Jahre 1588 wurde der Stadt Einsiedl von Abt Mathias das Halsgericht und das Richterrecht verliehen. Das Halsgericht stand an der Tepler Straße rechts, ungefähr 414 Schritte von der St.-Josef-Statue, wurde aber 1717 auf eine Anhöhe oberhalb der Sichartsmühle gegen das Garberhölzl verlegt. Der bis in die letzte Zeit übliche Name „Am Galgen“ erinnert noch an diese Stelle. Im Jahre 1790 wurde das Halsgericht aufgelassen und nach Mies, später an das Kriminalgericht Pilsen zugewiesen. In den letzten Jahren (seit 1903) gehörte Einsiedl zum Bezirksgericht Marienbad, beziehungsweise zum Kreisgericht Eger.
Beim Eingang zum Rathaus war rechts ein größerer halbkreisförmiger Stein zu sehen, darüber ein großer Eisenring in die Mauer eingelassen. An diesen „Pranger“ wurden Schwerverbrecher mit Hals- und Armringen angekettet und dem Spott der vorübergehenden Bürger zur Schau gestellt. Auf dem Marktplatz war 1770 ein steinerner Höhrenkasten errichtet worden. Da dieser kein Wasser hielt, wurde 1784 ein eiserner Wasserbehälter aufgestellt. Bis zum Jahre 1792 stand dort das „Hurenhaus“. Das war ein Käfig aus Eisenstangen, in welchen schwangere Mädchen kamen. Jedes derselben mußte 20 fl. als Strafe zahlen. Über dem Röhrenkasten hing ein Korb an vier Ketten; in diesen wurden Bäcker, Fleischer, Seifensieder und Händler hineingesetzt, die falsches Maß und Gewicht gegeben hatten. Dieser Korb wurde 1770 abgenommen. So sorgte damals die „Stadtobrigkeit“ für Ordnung!
Im Jahre 1747 erteilte Abt Hieronymus das Recht, Branntwein zu brauen. 1789 wurde von Kaiser Josef II. Einsiedl als eine Stadt der IV. Klasse mit besoldetem Magistrat bezeichnet. Einsiedl hatte damals 4 Bürgermeister, die abwechselnd immer ein Vierteljahr amtierten, 8 Ratsverwandte (Gemeindeälteste) und einen Stadtschreiber, der bis 1718 zugleich Schullehrer war. Damals hatte Einsiedl 136 bürgerliche Häuser, ein Rathaus, einen Pfarrhof, eine Schule, 2 Hirthäuser, 1 Spital, 1 Bräuhaus und 4 Mühlen.
Im Jahre 1790 faßte der Magistrat vorsorglich den Beschluß, daß in Einsiedl kein neues Wohnhaus mehr errichtet werden darf, da Einsiedl zu wenig Grund hatte und das Getreide von Tepl oder Plan zugekauft werden mußte, um die Bewohner ausreichend zu ernähren. Die „neuen“ Bewohner hätten aber keinen Grund und es könnte zu Diebereien kommen. Außerdem würde durch den Neubau eines Hauses der Holzmangel noch größer.
Damals wandten sich viele Bewohner dem Hopfenhandel zu. Sie kauften Hopfen in und um Saaz, Leitmeritz, Auscha zusammen und führten ihn mit großen Pferdegespannen nach Österreich, in die Schweiz, bis nach Ungarn. Dasselbe unternahmen viele aus Rauschenbach, Grün und Sangerberg. Nach Erbauung der Eisenbahnlinien Eger-Pilsen und Eger-Karlsbad-Prag, sowie Marienbad-Karlsbad übersiedelten viele Hopfenhändlerfamilien nach Saaz, manche nur über die „Saison“ für den Hopfenaufkauf und Verkauf von August bis November, während Frauen und Kinder die Landwirtschaft zu Hause versorgten.
Märkte:
Einsiedl hatte 3 Jahrmärkte bewilligt:
- 1620 durch Abt Eberspach an St. Galli (16. Oktober);
- 1736 durch Abt Johannes Becher am Sonntag nach der Oktav von St. Johann dem Täufer (24. 6.);
- Am Montag nach dem Weißen Sonntag; derselbe war nicht privilegiert, das heißt, das Standgeld von 4 kr. (Kreuzer) fällt hier nicht in die Gemeindekasse, sondern fällt der Polizei und dem Gemeindediener zu.
Seit 1620 war für jeden Donnerstag ein Wochenmarkt bewilligt. 1738 wurde ein Getreidewochenmarkt nach dem Gründonnerstag bewilligt und das Getreide mit 200 Strich von Weseritz gebracht.
Kaiser Josef II. bewilligte 4 Stoß- und Viehmärkte im Jahre:
- Donnerstag nach Quinquagesima (Faschingssonntag)
- Donnerstag nach St. Veit (15. Juni)
- Donnerstag nach Laurenzi (10. Aug.)
- Donnerstag nach St. Wolfgang (31. Oktober).
(Fortsetzung folgt)
- A. Hr.