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6. Fortsetzung: Steuer, Zins und Zehent

14. 5. 2011

Einsiedl bei Marienbad in alter Zeit

(Fortsetzung)

Das Rathaus war ein einstöckiger Bau mit dicken Mauern, errichtet in den Jahren 1725 bis 1730 für 3 281 Gulden. Diese Jahreszahlen sind über dem Torbogen eingemeißelt. Das breite Vorhaus war von einem gotischen Spitzbogengewölbe geziert. Links war die Rathausschenke, die jahrelang bis etwa 1936 samt der Fleischerei von Engelbert Totzauer gepachtet war. Dessen Witwe betreibt jetzt in Weßling bei Herrsching im „Seehof“ mit ihrem Sohn und den Töchtern eine gut eingeführte Gastwirtschaft. Zuletzt war der Pächter des Rathaiusbetriebes Rauwolf, der vorher das Gasthaus „Stadt Karlsbad“ in Pacht hatte, das nun von Engelbert Totzauer käuflich erworben wurde. Im 1. Stockwerk des Rathauses war das Bürgermeisteramt, daneben der Sitzungssaal und das Stadtarchiv, das s. Zt. viele alte Urkunden und Stadtsiegel enthielt. Auf der rechten Seite des 1. Stockwerkes waren einige Wohnräume. Rechts vom Eingang war im Erdgeschoß das etwas düstere Geschäftslokal des Spar- und Darlehenskassenvereines, reg. Gen. m. b. H. für Einsiedl und Umgebung, im Volksmund nach alter Gewohnheit „Raiffeisenkasse“ genannt. Diese übernahm Spareinlagen von jedermann und verzinste sie meist mit 4 bis 4½ Prozent. Der im Jahre 1921 gegründete „Spar- und Darlehenskassenverein“ in Einsiedl entwickelte sich immer mehr, obwohl im nahegelegenen Gasthaus „Stadt Karlsbad“ die Petschauer Sparkasse und nach deren Liquidation die Tepler Sparkasse ihre Geschäftstage abhielten. Nur Mitglieder erhielten Darlehen gegen einen Schuldschein auf vier Jahre, der von zwei besitzhabenden Bürgen mitunterzeichnet wurde oder bei entsprechendem Grundbesitz des Schuldners Hypothekdarlehen auf 10 und mehr Jahre bei einem mäßigen Zinssatz von 6½ Prozent. Mitglied konnte jedoch nur werden, wer im Geschäftsbereich Einsiedl, Rauschenbach, Kschiha, Pfaffengrün und Paslas Hausbesitz, Grundbesitz hatte oder ein Gewerbe betrieb. Im Jahre 1934 hatte der Spar- und Darlehenskassenverein in Einsiedl einen Jahresumsatz von 1½ Millionen tchechischen Kronen, für damalige Verhältnisse ein schöner Erfolg und ein Zeichen des Vertrauens in die seinerzeitige Verwaltung. Der Stammanteil eines Mitgliedes betrug 50 tschechische Kronen und wurde meist mit 6½ Prozent verzinst. Vor dem ersten Weltkrieg bestand in Einsiedl schon eine Spar- und Darlehenskasse, die jedoch in Liquidation gehen mußte.

Nach dem Ableben des Gründers, Obertierarzt Josef Schmidt, im Jahre 1933, war Karl Hanika Besitzer der Neumühle und nach dessen Ableben Gastwirt Josef Hubl (Wahra) Obmann des Spar- und Darlehens-kassenvereines. Bis zum Jahre 1687 hatte Einsiedl eine „Badestube“, die im genannten Jahr um 200 fl (Gulden) an den Bürger Anton Popen verkauft wurde. Auch im Hause Nr. 84 (letzter Besitzer Dietl Schlosser) war ehemals eine Badestube eingerichtet.
Einsiedl hatte fast keine Gelegenheit zum Baden im Freien. Daher wurde um 1924 an der Gemeindegrenze gegen Rauschenbach der „Schöppelbach“ unterhalb des Pfarrwaldes zu einem „Badeweiher“ erweitert und daneben einige Umkleidekabinen errichtet.

Im Jahre 1718 gehörten laut Schriften im Prager Rathaus auf der Kleinseite zu Einsiedl: 87 bürgerliche Wohnhäuser, 28 Herbergen, vier Walzmühlen mit sechs Gängen, eine Lohmühle mit einem Gang, 15 Pferde, 45 Kühe, 40 Galtkühe, 18 Schafe und 18 Schweine. Die Brauerei braute jährlich 154 ⅔ Faß Bier.

Im Jahre 1813 zählte Einsiedl 95 brauberechtigte Häuser, eine brauberechtigte Mühle (vermutlich Brandsmühle Nr. 136), 30 nicht brauberechtigte Häuser und drei nicht brauberechtigte Mühlen (Sichards- mühle = Schöppelmühle, Neumühle und Fritzmühle) sowie sieben Gemeindehäuser. Es zählte 396 männliche und 424 weibliche Einwohner, 15 Pferde, 38 Ochsen, 172 Kühe und 88 Schafe.

Im Jahre 1882 hatte Einsiedl (nach einer Aufstellung im Buch „Der politische Bezirk Tepl“ von Klement): 1137 anwesende Einwöhner - 1129 katholische, 8 jüdische - 39 Pferde, 427 Rinder, 29 Ziegen, 27 Schweine und acht Bienenstöcke. — Rauschenbach hatte 593 Einwohner, alle katholisch, 25 Pferde, 315 Rinder, 37 Ziegen, 24 Schweine und vier Bienenstöcke. — Pfaffengrün hatte 161 Einwohner, alle katholisch, sechs Pferde, 122 Rinder, sechs Ziegen, 26 Schafe, acht Schweine und fünf Bienenstöcke, — Paslas hatte 168 Einwohner, alle katholisch, vier Pferde, 132 Rinder, 13 Ziegen, 14 Schafe, 11 Schweine und sechs Bienenstöcke.

Kschiha hatte 264 Einwohner, alle katholisch, fünf Pferde, 209 Kühe, drei Ziegen, 55 Schafe, 16 Schweine und 23 Bienenstöcke.

Steuern, Zins und Zehent

Wie oft hört man doch heute den Stoßseufzer, sei es von Arbeitern, Angestellten, Unternehmern oder Geschäftsleuten, die sich eigene „Steuerberater“ halten, um recht viele Abschreibungen durchführen zu können: „Ach, diese Steuern!“ Wie klein erscheint uns dagegen der Steuersatz in der „guten, alten Zeit“, wenn man nicht an die Kaufkraft der damaligen Gulden (fl), Kreuzer (Kr.) und Pfennig (Pf.) denkt. Sicherlich haben auch unsere Vorfahren unter der Steuerschraube gestöhnt, aber es mußte eben bezahlt werden: Um 1740 (also vor mehr als 220 Jahren) zahlte man für ein Pferd, einen Ochsen oder eine Kuh monatlich 4 Kr. Steuer.

Im Jahre 1747 wurde die Steuer auf den Grundbesitz gelegt und abwechselnd durch die vier Bürgermeister alle Vierteljahre eingehoben. Im Jahre 1785 betrug der Zehent wie folgt: Von Haus Nr. 40 bei 1 Joch (= 175 a) 1 fl 10 Kr., von Haus Nr. 13 bei 2 Joch (= 360 a) 2 fl 20 Kr., von Haus Nr. 29½ bei ½ Joch Feld (= 87,5 a) 35 Kr., von Haus Nr. 65 bei ¼ Joch Feld (43,75 a) 17 Kr. 2 Pf., von Haus Nr. 59 bei 5¼ Joch Feld (= 918,5 a) zahlte man 6 fl 7 Kr. 2 Pf. Ein Kr. galt also 2 Pfennige. Zu den österreichischen 2-Heller-Stücken sagte man bis zum Jahre des „Unheils“ 1918 im Volksmund bei uns fast überall noch „Kreuzer“, obwohl die Kronen- und Heller-Währung im damaligen Österreich schon seit 1890 amtlich eingeführt war und die alten Kreuzerstücke keinen Wert mehr hatten. Daß das Wort Heller nach dem Prägeort Schwäbisch-Hall entstanden ist, dürfte nur mehr den alten, in Österreich-Ungarn Geborenen in Erinnerung sein.

Alljährlich mußte an die Obrigkeit entrichtet werden um 1814: Anfang des Jahres Feld- und Wiesenzins 61 fl 59 Kr., zu Georgi (23.4.), zu Galli (16.10.) Morgen-, Herren- und Lichtmeßzins 27 fl 54 Kr. Außerdem 3 Schock Eier, 33 Pfund Flachs, davon erhielt der Pfarrer ein Drittel. An Zinsflachs lieferten die meisten Häuser 1 Pfund bis 1½ Pfund, kleinere nur ein halbes
Pfund ab. Der Eierzins betrug 3 bis 23 Stüde.

Im Jahre 1784 wurde der Boden verlost. Im Jahre 1785 wurde der Wald im „Roßlau“ und im „Geiersbühl“ (auch Geißbühl genannt) verlost. Diese Waldlose sollten immer bei den Häusern bleiben und durften nicht einzeln verkauft werden. Jedes brauberechtigte Haus erhielt aus der Einsiedler Heide jährlich einen Kiefernbaum, ein nicht brauberechtigtes Haus die Hälfte, der Pfarrer bekam auch einen Baum jährlich. Eine Verlosung fand auch beim „Bühl“ statt, aber diese „Lose“ durften verkauft werden. Noch bis kurz vor der Vertreibung sagten ältere Leute „wir fahren ins Los!“, d.h. in den Waldteil.

A. Hr. (Schluß folgt)

HOCHER A.: "Einsiedl bei Marienbad in alter Zeit – Steuer, Zins und Zehent", Marienbad-Tepler Heimatbrief 6/1966, Nr.213, S. 358-359
 
 

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